Nachdem einige beim Fotografieren des letzten Vollmondes in der Nacht vom 27. auf den 28.09.2015, der durch die totale Mondfinsternis noch mit einem Blutmond gekrönt wurde, an ihre Grenzen gekommen sind, hier mal ein paar Tipps für den nächsten Versuch, den Mann im Mond einzufangen.

Wer den Mond fotografieren, und dabei seine Strukturen später deutlich auf den Bildern sehen möchte, muss nicht zaubern können – sondern nur ein paar simple Regeln beachten. Und manchmal auch etwas herumprobieren – weil jedesmal die Situation etwas anders ist, die Kameras sich leicht unterscheiden etc.

Dieses Tutorial bezieht sich auf das Fotografieren des Vollmondes! Für einen Teilbereich des Mondes oder den Nachthimmel allgemein müssen je nach Situation die veränderten Lichtbedingungen berücksichtigt werden.

Mond

(zum Vergrössern bitte anklicken)

 

Kamera: Nikon D7000

Objektiv: Nikon - AF-S Nikkor 70-300mm 4,5-5,6G VR

Aber fangen wir von vorne an. Bevor wir starten, laden wir die Akkus der Kamera, der Taschenlampe, Handys etc. frisch auf, leeren die Speicherkarten und überprüfen das komplette Equipment, damit wir vor Ort keine bösen Überraschungen erleben. Dass sämtliche Linsen und evtl. der Sensor vorher gereinigt werden sollten, dürfte selbstverständlich sein, denn dies ist wesentlich weniger Arbeit, als später Flecken in den Bildern zu retuschieren.

Vom Platz her sollte man sich möglichst eine Stelle suchen, in der die Lichtverschmutzung durch Häuser, Strassenbeleuchtung etc. so weit wie möglich im Rahmen hält. Geht nicht immer, aber man kann es ja versuchen.

An der Kamera können wir zunächst einige Grundeinstellungen vornehmen, die später dann je nach Situation variiert werden.

Schnellübersicht:  
Kameramodus: M ( Manuell)
Speichern:  RAW
ISO: 100 
Blende:  F 7,1
Verschlusszeit:  1/320 sek 
Brennweite: 300 mm
Bildstabilisator: Aus
Focus:  Manuell
Spiegelvorauslösung: Ein
Bildbearbeitung:  Aus
Zusätzliches Equipment: Fernauslöser über APP / Kabel / … oder Timer
  Stabiles Stativ !!!

 

Brennweitenvergleich: falls sich jemand fragt, wo in der Abbildung der Unterschied zwischen den einzelnen Brennweiten liegt. Denn je grösser die Abbildung, desto mehr Details können gesehen werden. Ich habe hier die Abbildungen mit meinen aktuellen Objektiven zum Vergleich nebeneinandergestellt:

 

Mond Brennweitenvergleich

(zum Vergrössern bitte anklicken)

Einstellungen mit Erklärungen:

Kameramodus:     M

=> erstens gehe ich davon aus, dass kaum eine Kamera das automatisch schafft, zweitens möchte man ja fotografieren und dabei etwas lernen und nicht einfach nur knipsen :-P

Speichern:     RAW

JPG hat immer eine Komprimierung, die Bildinformationen zerstört, um Speicherplatz zu sparen, daher ist RAW immer die erste Wahl – wenn die Kamera dies anbietet.

Darüber hinaus lassen Bilder im RAW Format wesentlich mehr Feinjustierungen bei der späteren Bearbeitung z.B. in Lightroom zu.

ISO:     100                

Mit steigender ISO Zahl, nehmen die Bildfehler zu und der Kontrast ab. Daher fotografiere ich möglichst immer mit ISO 100. Da der Mond sehr hell angestrahlt wird, funktioniert dies auch bei Mondaufnahmen, wie die Bilder zeigen werden.

Blende:     F 7,1  

Die meisten Objektive haben eine leichte Unschärfe bei Offenblende, und da das Fotografieren des Mondes schon eine gewisse Herausforderung ist, sollte man die Fehlerquellen so weit wie möglich begrenzen. Bei der Durchsicht der Serie fand ich die Schärfe der Mondkrater, die man besonders gut am Rand des Mondes sehen kann, bei Blende 7,1 noch etwas schärfer, daher die Empfehlung. Einen wirklich guten Detailvergleich kann man allerdings nur bei den RAW Bildern machen, da die jpg-Komprimierung einen Teil der Schärfe wieder glattbügelt.

Verschlusszeit:     1/320 sek. 1/500 sek.

Da der Mond nicht still steht, sondern am Himmel entlang wandert, sollte die Verschlusszeit möglichst kurz sein, um die Bewegungsunschärfe so weit wie möglich auszuschalten.

Brennweite:     300 mm

Wenn man hat … da sich die wenigsten mal eben spontan ein neues Objektiv kaufen, die grösste Brennweite, die verfügbar ist. Siehe Brennweitervergleich weiter unten

Bildstabilisator:    Aus

… um die Kamera nicht dadurch zu bewegen, dass der Stabilisator spontan anspringt, weil er meint, er müsse etwas ausgleichen.

Focus:    Manuell

Man kann auch zunächst den Autofokus mit Spotmessung auf den Mond zum Scharfstellen nehmen und diesen dann abschalten.

Bei aktuellen Digitalen Spiegelreflexkameras besteht auch die Möglichkeit, über den Liveview Modus manuell scharf zu stellen. Dabei kommt es aber sehr auf die Qualität es Displays an. Gerade bei Mondaufnahmen, der sich ja sehr deutlich vor dem schwarzen Nachthimmel abhebt, sind viele Displays dabei überfordert und zeigen den Mond nur als helle Scheibe.             

Spiegelvorauslösung:        Ein

Die Spiegelvorauslösung reduziert das Verwackeln durch das Hochklappen des Spiegels, da erst der Spiegel hochklappt, und dann erst der Verschluss geöffnet wird, durch den dann das Licht auf den Sensor gelangt. Daher auch der Name Spiegelvorauslösung.

Bildbearbeitung:                 Aus

wenn eine Bearbeitung der Bilder erfolgt, dann mache ich die selbst und weiss dann auch, was genau angepasst wurde :-)

  • Stabiles Stativ !!!
  • Fernauslöser über APP / Kabel / … oder Timer
  • Verpflegung, je nachdem, wie lange die Fotosession geplant ist

 

Damit sich bei kälteren Nächten nicht so schnell Feuchtigkeit auf die Linse setzen kann, empfehle ich, die Sonnenblende aufs Objektiv zu setzen. Diese schützt gleichzeitig vor seitlichem Lichteinfall, falls man zwischendurch mal aufs Handy schaut oder dies als Fernauslöser nimmt.

Die Kamera sollte stabil auf dem Stativ angebracht und grob ausgerichtet werden, dann kann man das Objektiv auf die gewünschte Brennweite bringen und den Mond fokussieren. Dafür den Autofokus zu nehmen und diesen nach erfolgreicher Scharfstellung abzuschalten hat sich bei mir bewährt.

Man muss natürlich beim weiteren Hantieren an dem Aufbau aufpassen, dass man nichts verstellt. (ein Fixieren des Einstellrings mit Klebeband kann dabei helfen)

Ich habe den letzten Vollmond in voller Grösse fotografiert – sonst nichts. Je nach Standpunkt kann man auch noch Teile der Gegend mit ins Bild integrieren und so wesentlich spannendere Aufnahmen machen. Dazu ist aber normalerweise dann später eine Bearbeitung in Photoshop o.ä. nötig, um die Bilder mit passender Belichtung und Schärfe (Mond & Vordergrund) zu kombinieren.

Wenn oben aufgelistete Einstellungen an der Kamera gemacht wurden, wäre noch das Thema Auslösung zu lösen. Wenn man die Kamera mit der Hand über den Auslöser *normal* auslöst, läuft man Gefahr, dass diese kleinen Erschütterungen das Bild bereits verwackeln. Ein Fernauslöser über Kabel oder infrarot hilft, dieses zu verhindern.

Ich habe auf dem Smartphone die APP *Camera Remote Control*:

https://play.google.com/store/apps/details?id=dslr.camera.ir.remote.full

mit der die Kamera einfach auf *Knopf*-druck auslöst. Den Original-Fernauslöser von Nikon, der genauso aussieht, habe ich auch, nur ist da meist, wenn ich den mal spontan hernehmen möchte, die Batterie leer, daher bin ich auf die APP umgestiegen.

So, damit kanns nun losgehen, und wenn man für die letzten Schritte nicht zu lange gebraucht hat, ist der Mond auch noch nicht aus dem Blickwinkel der Kamera herausgewandert. Je grösser die Brennweite, desto schneller ist er natürlich weitergewandert.

Beim Weiterführen der Kamera, muss man natürlich vorsichtig vorgehen und die danach entstandenen Bilder unbedingt am Display der Kamera kontrollieren, wäre ja schade, wenn beim Drehen der Kamera oder umsetzen des Stativs der Fokus verstellt wurde und man bemerkt es erst am nächsten Tag bei der Durchsicht der Bilder …

Ich hoffe, dem Einen oder Anderen damit ein paar nützliche Tipps an die Hand gegeben zu haben, die Ihr dann bei der nächsten Tour bei Vollmond umsetzen könnt.

Abbildungsgrösse: Hier zum Grössenvergleich das unbeschnittene Original-Bild aus der Kamera (300mm_ISO100_1-320s_F7-1)
Dieses Bild an einem See aufgenommen, mit der Silhouette von Bäumen und dem sich im Wasser spiegelnden Mond … das würde dem Bild natürlich noch eine ganz andere Wirkung geben. Gibt’s vielleicht beim nächsten Vollmond ;o)

 

 

Mond

(zum Vergrössern bitte anklicken)

 

Und nach ein wenig Feintuning und Zuschneiden mit Lightroom, wird aus dem Bild oben dann das:

Mond

(zum Vergrössern bitte anklicken)

 

Belichtungsreihe: Ein Vergleich der Auswirkung von Blende und Belichtungszeit, bei der nur der direkte Ausschnitt des Mondes berücksichtigt wird.

Mond Belichtungsreihe

(zum Vergrössern bitte anklicken)

 

Viel Erfolg und schöne Bilder, die Euch lange erfreuen - Golo ;o)

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.